Mit den Worten „sein Mut und sein Engagement sind uns mehr als mahnende Erinnerung" würdigen die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans einen ihrer Vorgänger anlässlich seines Geburtstages, Dr. Kurt Schumacher. Diese Anerkennung ist wahrlich nicht übertrieben.
Denn Kurt Schumacher gehörte bereits vor dem zweiten Weltkrieg dem Reichstag an und war einer der 94 Abgeordneten der SPD, die am 23. März 1933 geschlossen als einzige Fraktion gegen das „Ermächtigungsgesetz“ der Regierung Adolf Hitlers gestimmt haben - in der Gewissheit, sich damit in direkte Lebensgefahr zu begeben.
Während der Nazi-Diktatur war er insgesamt 9 Jahre, 9 Monate und 9 Tage in zahlreichen Konzentrationslagern inhaftiert, darunter zeitweise bei uns in der Oberpfalz im KZ Flossenbürg. Obwohl er im ersten Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte, bekam er in der KZ-Haft keinerlei Erleichterungen. Selbst diese schwere Zeit brachte ihn nicht von seinen Überzeugungen ab. Ein Angebot zur Freilassung gegen die Verpflichtung, sich nicht mehr politisch zu betätigen, schlug er aus.
Nachdem er 1943 schwer erkrankte, wurde er aus der KZ-Haft entlassen und ihm wurde Hannover als Wohnort zugewiesen, weit entfernt von seinen politischen Wirkungsorten in der Zeit der Weimarer Republik, Stuttgart und Berlin. Sofort als 1945 die Briten Hannover besetzt hatten, noch vor der deutschen Gesamtkapitulation, fing Schumacher an, wieder Kontakte zu Genossinnen und Genossen zu knüpfen, um die während der 12 Jahre Nazi-Diktatur verbotene SPD neu aufzubauen.
Als erster Vorsitzender der SPD nach dem zweiten Weltkrieg, Oppositionsführer des ersten deutschen Bundestages und damit direkter Gegenspieler des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer beeinflusste er bis zu seinem unerwarteten Tod am 20. August 1952 die ersten Weichenstellungen beim Aufbau der Bundesrepublik entscheidend mit.
Wegweisend ist bis heute das Verständnis dieses Mannes, den Herbert Wehner als seinen Lehrer bezeichnete, von einer guten Oppositionspolitik. Denn er soll einmal gesagt haben, die Opposition müsse der Regierung ihren positiven Gestaltungswillen aufzwingen! Diese positive Haltung Schumachers in der Opposition unterscheidet sich grundlegend von der negativen Haltung mancher Oppositionspolitiker nach ihm, beispielsweise der sogenannten „Sonthofen-Strategie“ von Franz Josef Strauß im Jahr 1974.
Weiterführende Artikel zum 125. Geburtstag Kurt Schumachers
Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie - Zum 125. Geburtstag von Kurt Schumacher
vorwärts - Kurt Schumacher: Engagiert gegen jede Form des Extremismus
vorwärts - 13. Oktober: Der 125. Geburtstag von Kurt Schumacher
Kurt-Schumacher-Gesellschaft