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Von revolutionärem Umsturz war während der Weimarer Republik in Neumarkt wenig zu spüren. Die Partei formierte sich schnell wieder, die Gewerkschaften nahmen erheblich an Stärke zu, die Arbeiterbewegung erfreute sich eines starken Aufstiegs. Am 18. Februar 1920 , wenige Tage vor der Ermordung Kurt Eisners, des ersten Bayerischen Ministerpräsidenten, fand in Neumarkt eine Demonstration statt, an der die "frei-organisierte Arbeiterschaft und die Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei aus allen Betrieben Neumarkts" teilnahmen. "Genosse Großmann", der die Partei bis 1920 geführt hatte, sprach unter großem Beifall über die „Forderungen der Arbeiter"! Bei den Kommunalwahlen 1919 erreichte die SPD vier Mandate. In den Stadtrat wurden gewählt: Philipp Großmann, Justizrat Hans Hacker, Anton Schmitt und in Abwesenheit, er war noch in Kriegsgefangenschaft, Franz Plank sen., der nach seiner Rückkehr auch den Vorsitz des Ortsvereins übernahm. Der politische "Gegner" der Vorkriegszeit, das Zentrum, hatte sich zur "Bayerischen Volkspartei" gemausert, es waren aber die gleichen Leute! Als 1920 die Amtszeit des Volkspartei-Bürgermeisters endete, bildete sich unter der Führung der SPD eine Koalition mit den Liberalen. Sie nominierten den Rechtsanwalt Georg Weidner, der auch die Wahl für sich entschied und über ein Jahrzehnt gemeinsam mit den Sozialdemokraten die Stadt gut führte. Bereits im Jahre 1923 zeigten sich die braunen Horden in Neumarkt. Es kam zu einem schweren Zusammenstoß zwischen bewaffneten schwarz-weiß-roten Provokateuren und linksgerichteten Arbeitern. Es wurden 25 Linke vor Gericht gestellt und zu Gefängnisstrafen zwischen 3 und 25 Monaten verurteilt. Bezeichnenderweise musste sich keiner der "Neu-Deutschen" vor der Justiz verantworten, obwohl auch zu dieser Zeit Waffenbesitz untersagt war. Die rechts - lastige Justiz und die aufkommende Nazi-Bewegung warfen ihre langen Schatten voraus. Die Stadtratswahl von 1925 bestätigte die SPD in ihrer Stärke. Zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Volkspartei-Mehrheit kam es 1929 in der Frage, ob für das Rathaus eine schwarz-rot-goldene Fahne angeschafft werden sollte. Der unselige Flaggenstreit in der Weimarer Republik fand so auch in Neumarkt seinen Widerhall. Weiterhin beantragte die SPD-Fraktion die Bereitstellung eines Platzes für ein Friedrich-Ebert-Denkmal. Beide Vorhaben lehnte die Volkspartei auf Einwirkung der NS-Rathausmitglieder ab. Das Ebert-Denkmal wurde dann auf einem Grundstück der Baugenossenschaft an der Badstraße errichtet und von Bürgermeister Weidner in die Obhut der Stadt genommen. Die Nazis zerstörten die Gedenkstätte an den ersten Reichstagspräsidenten im Jahre 1933. Der Tod von Franz Plank sen. im Jahre 1930 , riss eine schmerzliche Lücke in die Reihen der Neumarkter Sozialdemokraten. Nachfolger im Parteivorsitz wurde Hans Rödl. Die Machtergreifung der Nazis führte auch in Neumarkt dazu, dass mit diktatorischen Maßnahmen alle politischen Gegner ausgeschaltet wurden, um der NSDAP die absolute Macht zu bringen. Die Stimmengewinne für die Nazis bei der letzten Reichstagswahl am 5. März 1933 waren Anlass, den Stadtrat mit diesem Ergebnis um zu besetzen. Die Umbildung verlief in der Art, dass die Volkspartei und NSDAP ihre Mandate behielten, die SPD nur zwei erhielt, die Kommunisten und Deutsch-Nationalen ganz verschwanden. Die SPD-Stadträte waren Josef Plank und Karl Friedel. Josef Plank bekannte sich in der ersten Sitzung des neuen Stadtrates klar zu Deutschland und zur Demokratie
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