Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, war am Mittwoch, den 20.11.2019 in Neumarkt zu Gast. Im Rahmen des 1. Neumarkter Bürgerdialogs sprach die Humanmedizinerin und Bundestagsabgeordnete aus dem unterfränkischen Maßbach über das Thema Organspende und stellte die Gesetzesinitiativen zu deren Neuregelung vor, über die der Bundestag im kommenden Januar abstimmen wird.
Dass es in Deutschland zu wenige Organspender gibt, ist ein offenes Geheimnis. Zwar steht die große Mehrheit der Deutschen dem Thema positiv gegenüber, die wenigsten davon tragen aber tatsächlich einen Organspendeausweis mit sich. Die Wartezeiten für ein passendes Spenderorgan sind daher lang: etwa 5-6 Jahre dauert es, bis ein Dialysepatient auf eine neue Niere warten muss, bei Herz und Leber sind es etwa 6-24 Monate. Deutschland zählt damit weltweit zu den Staaten mit der geringsten Organspenderquote. Länder wie Spanien und Portugal sind hier deutlich besser aufgestellt.
Dass dem so ist, liegt einerseits am gesellschaftlichen Tabu, sich rechtzeitig mit dem Thema Krankheit und Tod auseinanderzusetzen, andererseits aber auch an mangelndem Wissen zu diesem an Mythen reichen Thema. Einen wesentlichen Anteil an der Problematik hat dabei die geltende Rechtslage, die eine Organspende ausdrücklich nur bei vorliegender Einverständniserklärung des potenziellen Organspenders zu Lebzeiten, bzw. der Hinterbliebenen nach dem festgestellten Hirntod erlaubt.
Sabine Dittmar klärte in Ihrem Vortrag kompetent über die wichtigsten Fakten zur Organspende auf und stellte die beiden Gesetzesinitiativen im Bundestag vor, über die im kommenden Januar im Repräsentantenhaus abgestimmt wird und deren Ziel es ist, die Quote der potenziellen Organspender in Deutschland zu steigern. Eine der beiden Initiativen ist die sogenannte doppelte Widerspruchslösung, bei der per Gesetz alle Bürger zu potenziellen Organspendern erklärt werden, sofern sich diese zu Lebzeiten nicht aktiv gegen die Organspende ausgesprochen haben. Ein zentraler Bestandteil beider Initiativen ist zudem die Einrichtung eines Online-Registers, über das im Ernstfall jederzeit die jeweilige Entscheidung abgefragt werden kann.
Neben den organisatorischen Hürden bei der Durchführung einer Organspende ging Dittmar aber auch auf die aus dem Publikum geäußerten Bedenken gegenüber der Hirntoddiagnose ein und beleuchtete diesen Aspekt aus der Perspektive der Medizinerin.
Sabines Vortrag wurde von den Zuhörerinnen und Zuhörern sehr positiv aufgenommen. Die vielen gestellten Fragen zeigen jedoch, dass das Thema auch weiterhin intensiver Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung bedarf. Alle Anwesenden sind jedenfalls gespannt auf den Ausgang der Abstimmung im Januar.
Mit diesem Vortrag verabschiedete sich der Neumarkter Bürgerdialog in die Weihnachtspause. Weiter geht es wieder am 21. Januar mit dem Thema "Mobilität der Zukunft". Referent wird Carsten Träger sein, der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Die Organisatoren freuen sich wieder auf eine rege Beteiligung bei den Neumarkter Genossinnen und Genossen sowie Bürgerinnen und Bürgern.